BÖHEN – EIN ORT MIT GESCHICHTE

Aus der Chronik der Gemeinde Böhen.


Das Chronicom Ottenburanum aus dem 12. Jahrhundert nennt das Dorf bereits 764 als Besitz des Klosters, weshalb 2014 im Feststadel in Günzegg mit einem Festgottesdienst die 1250-Jahrfeier begangen wurde. Die Nennung als Dorf erfolgte 1151 wieder, als Bischof Walther von Augsburg die Zustimmung zur Inerkorporation  der Böhener Kirche erteilte.

Die Gemeinde Böhen liegt auf einem Höhenzug am Westhang des westlichen Günztales im Südwesten des Landkreises Unterallgäu. Mit 845 m über N. N. im Gemeindeteil Oberwarlins stellt sie die höchstgelegene Gemeinde des Unterallgäus dar. Im südöstlichen Gemeindegebiet grenzt Böhen an die Landkreise Oberallgäu und Ostallgäu. Seit der Gebietsreform gehört die Gemeinde mit ihren 20 Weiler zur Verwaltungsgemeinschaft Ottobeuren, und der Donau-Iller-Planungsregion an. Die Gemeinde zählt ca. 755 Einwohner und besitzt eine Fläche von ca. 2053 ha, die zu ca. 25 % aus Wald besteht.


Bereits seit 1969 ist Böhen dem Schulverband Ottobeuren angeschlossen. Nach alten Grenzbeschreibungen, die 1521 durch den Schiedsspruch Georgs Truchseß von Waldburg bestätigt wurden, verlief die Hochgerichts- Forst- und Wildbanngrenze des Fürststifts Kempten von Lautrach über den Hohen Rain bei Kronburg, Wolfertschwenden, am Sedelbrunnen vorbei, über Böhen, zwischen Ober- und Unterwarlins hindurch, an Günzegg vorbei in Richtung Mindelursprung. Ottobeuren wiederum stieß mit Grundherrschaft und niedergerichtlichen Rechten in Günzegg, Lampolz, Oberwaldmühle, Oberwarlins, Osterberg, ehemals Stöcken und Unterwarlins in den Kemptner Hochgerichtsbezirk vor. Die Streitigkeiten dauerten bis ins 12. Jahrhundert und begannen im 16. Jahrhundert erneut. Wiederum ging es um die Abgrenzung grund-, leib- und gerichtsherrlicher Rechte. Kempten versuchte immer wieder, seine Rechte über Gebiete, die mehrheitlich von Kemptner Untertanen besiedelt waren, auszudehnen.


1521 legte der Schiedsgerichtsspruch fest, dass Kempten südlich der Grenze, Ottobeuren nördlich davon die Landeshoheit ausüben sollten. Das Recht, Steuern zu erheben, wurde Ottobeuren zuerkannt, obwohl in den umstrittenen Ortschaften mehr oder weniger viele Kemptner Untertanen lebten. Trotz dieser Regelung blieben die Rechtsverhältnisse zwischen den Klöstern auch weiterhin offen, Ottobeuren kam dabei jedoch das eigene Dorfgericht in Böhen zugute. Diese Spannungen dauerten bis ins 18. Jahrhundert. Letztlich glaubte jede Partei die Landeshoheit für sich beanspruchen zu können. Das Ende der Ottobeurer Herrschaft über Böhen kam 1802 mit der Säkularisation.


1819 wurden die umliegenden Hauptmannschaften Hüners, Osterberg und Warlins aufgelöst und der neugebildeten Gemeinde Böhen einverleibt. 1525 waren Böhener Bauern bei der Verabschiedung der 12 Artikel in Memmingen anwesend und beteiligten sich später an der Plünderung der Klöster Ottobeuren und Kempten. Auf Initiative des Abtes Leonhard Wiedemann erfolgte 1541 der Neubau der Taverne „Rößlewirt“, die schon 1500 mit ihrem damaligen Besitzer Heinrich Hoerlin genannt ist. Aus dieser Zeit stammt auch der noch vorhandene Gewölbekeller. Der sichtbare Dachstuhl im Saal stammt nach einer Analyse des Holzalters aus dem Jahre 1818. In den  Jahren bis 1998 wurde das Haus unter großer Eigenleistung der Bevölkerung und der Vereine grundlegend restauriert, modernisiert und erweitert. Die Einweihung des Hauses erfolgte am 18. und 19. April 1998 mit einem Böhener Abend, wo auch die neue Böhener Hymne von Georg Zettler aus Oberwarlins uraufgeführt wurde. Es beherbergt heute den Sportverein im Untergeschoss, die Musikkapelle im Erdgeschoss, den Schützenverein Böhen und eine Wohnung für die Wirtsleute im 1. Stock und den Theaterverein im Saal. Im Erdgeschoss sind  die Gaststube und die Küche untergebracht.


1634 wurde Böhen von den Schweden heimgesucht. Dabei wurden der Ammann und in Oberwaldmühle die Müllerin getötet. Daneben wütete die Pest in dem 34 Behausungen zählenden Dorf. 1793 zählte das Dorf noch 235 Einwohner. War Böhen seit dem 30-jährigen Krieg von Kriegen verschont geblieben, so beklagte die Gemeinde in den Weltkriegen 61 Tote und 21 Vermisste. Ohne Blutvergießen verlief am 28.04.1945 der Einmarsch amerikanischer Verbände in Böhen. Bedingt durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener stieg die Einwohnerzahl nach dem Krieg vorrübergehend auf 1150 Einwohner, um wieder bis heute auf ca. 755 Einwohner abzusinken.